Klangwerkstatt
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Vor 10 Jahren kam ich zum ersten Mal zum Symposion nach Weißenseifen und war fasziniert von der Klanglandschaft auf dem Gelände. Morgens früh fing es mit dem Geräusch von Stahl auf Stein an, dazu mischten sich dann die dumpferen Klänge von Stahl auf Holz. Jede künstlerische Aktivität hatte ihren eigenen Klang. Ich entschloss mich, nächstes Jahr wieder zu kommen, ausgerüstet mit einem Aufnahmegerät und einer digitalen Workstation, um aus den aufgenommenen Klängen eine Soundcollage zu erstellen. Aus dem Material entstand dann die CD „Klangwerkstatt Weißenseifen 2004“.
Durch die gute Resonanz auf dieses Projekt rückte ich im nächsten Jahr wieder mit meinem kleinen Tonstudio an. Mit Teilnehmern zusammen wollte ich ein Hörspiel schreiben und aufnehmen. Wir tasteten uns langsam an diese Aufgabe heran, wobei das zusammen Schreiben ein schwieriger Prozess war, da jeder seine Rolle gerne zu einer Hauptrolle ausbauen wollte. Nachdem wir uns aufs Skript geeinigt hatten, begannen wir mit den Aufnahmen zu „Snörf landet“. Nach dem Schneiden und Abmischen wurde für jeden Teilnehmer eine CD gebrannt.
Etwas ernüchtert durch den aufwendigen Schreib- und Aufnahmeprozess, bot ich als Nächstes an, kleine Kurzgeschichten zu schreiben und zu vertonen. Der Schreibprozess ging wesentlich schneller vonstatten als noch bei dem Hörspielprojekt. Höhepunkt war ein kleiner Weißenseifen-Jingle, bei dem durch Mehrspurtechnik ca. 18 Stimmen übereinander geschichtet wurden.
Durch dieses Projekt ermutigt, entstand die Idee, das Buch „Bin kein Schießer, bin kein Fleischer“ von Seep Jakobs, zu vertonen. Die Teilnehmer dieses Workshops suchten sich die sie ansprechenden Texte heraus. Es ging nicht nur darum, den Text fehlerfrei lesen zu können, sondern ihn mit Leben, Ausdruck und Interpretation zu erfüllen. Einige Sprecher gingen mit ganz klaren Vorstellungen vor das Mikrofon. Andere hatten Hemmungen, vor dem Mikrofon zu sprechen und keine klare Vorstellung davon, wie sie den Text zum Leben erwecken können. Durch Diskussionen über den Text arbeiteten wir heraus, was der Autor mit diesem Gedicht vielleicht sagen wollte und was wir selbst aus dem Text herauslesen. Der zweite Schritt war dann die Performance vor dem Mikrofon, wo es auch darum ging, Hemmungen abzubauen, aus sich herauszugehen und die eigene Stimme zu akzeptieren.
Einige Teilnehmer sagten, dass sie bei diesem Projekt Sachen gemacht haben, die für sie vorher undenkbar waren. Es war für alle, auch für mich, eine tolle Erfahrung.
Die Fertigstellung des Projektes dauerte dann noch etwas über ein Jahr. Zu den Sprachaufnahmen wurde noch Musik komponiert und aufgenommen. Danken möchte ich Nada, ohne die ich nicht hier wäre und die mich bei allen Projekten tatkräftig unterstützt hat.
Jörg Freitag, Hamburg
Hörproben:
2. Kunst aus dem Getränkekühlschrank